Im Jahr 2023 organisiert United Africa e.V. in Zusammenarbeit mit der Stadt Bonn den Internationalen Tag des Gedenkens an die Sklaverei und ihre Abschaffung. Der Erlös waren für das Sklavenhaus BIMBIA in Kamerun vorgesehen.

Sklaverei und deren Abschaffung

Als die Kirche 1830 gegründet wurde, gab es zwei Millionen Sklaven in den Vereinigten Staaten – also etwa ein Sechstel der Gesamtbevölkerung.

Seit drei Jahrhunderten waren Frauen und Männer entführt oder als Kriegsgefangene in Afrika festgenommen und über den Atlantik verschifft worden. Europäischstämmige Amerikaner rechtfertigten die Versklavung dieser Menschen sowie von deren Nachkommen auf unterschiedlichste Weise. 1808 verboten die Vereinigten Staaten den transatlantischen Sklavenhandel. Welchen Stand die Sklaven und ihre Nachkommen, die bereits im Land waren, haben sollten, wurde jedoch viel diskutiert.

Die Sklaverei wurde im späten 18. Jahrhundert und frühen 19. Jahrhundert in den Nordstaaten, darunter auch in den damaligen Zentren der Heiligen der Letzten Tage, also in New York und Ohio, nach und nach abgeschafft. In den Südstaaten, darunter auch Missouri, wurden jedoch weiterhin Sklaverei und lokaler Sklavenhandel betrieben. Viele Amerikaner unterstützten die Sklaverei. Einige Gegner der Sklaverei wollten die Verbreitung der Sklaverei begrenzen, andere erhofften deren stufenweise Abschaffung und wieder andere – einige wenige, die sich vehement gegen Sklaverei aussprachen und als Abolitionisten bekannt waren – forderten das sofortige und bedingungslose Ende der Sklaverei. Da es im jungen Amerika im gesellschaftlichen, im wissenschaftlichen und im religiösen Denken häufig vorkam, dass Rassenunterschiede arg überbewertet wurden, plädierten selbst viele Abolitionisten dafür, die Afroamerikaner zurück nach Afrika zu schicken, anstatt sie in die amerikanische Gesellschaft zu integrieren.

Obgleich viele bekehrte Heilige der Letzten Tage aus den Nordstaaten stammten und gegen die Sklaverei waren, wirkte diese sich auf vielerlei Weise auf die Geschichte der Kirche aus. 1832 wurden Heilige der Letzten Tage, die sich in Missouri niedergelassen hatten, von ihren Nachbarn angegriffen, die sie beschuldigten, „sich in Bezug auf unsere Sklaven einzumischen und zu versuchen, Zwietracht zu säen und sie zu Aufruhr anzustacheln“. In jenem Winter empfing Joseph Smith die Offenbarung, dass über die Sklavenfrage ein Krieg ausbrechen werde und dass sich Sklaven „gegen ihre Herren erheben“ würden. Im darauffolgenden Jahr entfachte die Sorge, dass freie schwarze Heilige sich in Missouri sammeln würden, erneut Gewalt gegen die Heiligen und führte letzten Endes dazu, dass sie aus dem Landkreis Jackson vertrieben wurden.

Mitte der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts versuchten die Heiligen, sich von der Kontroverse um die Sklaverei zu distanzieren. Die Missionare erhielten die Anweisung, versklavten Männern und Frauen nicht ohne die Erlaubnis ihrer Herren das Evangelium zu verkünden. Die Kirche veröffentlichte in ihrer Zeitung mehrere kritische Artikel über die immer stärker werdende Bewegung der Abolitionisten. Nachdem die Heiligen aus Missouri vertrieben worden waren und sich in Illinois angesiedelt hatten, verlieh Joseph Smith seiner Ablehnung der Sklaverei jedoch immer mehr Ausdruck. Er verlangte eine Antwort darauf, wie die Vereinigten Staaten nur behaupten konnten, dass „alle Menschen gleich erschaffen wurden“, während „zwei oder drei Millionen Menschen ein Leben lang als Sklaven gehalten werden, weil der Geist in ihnen mit einer dunkleren Haut bedeckt ist als der unsere“. Als US-Präsidentschaftskandidat forderte Joseph die Regierung 1844 auf, die Sklaverei innerhalb von sechs Jahren zu beenden und Gelder zur Entschädigung der ehemaligen Sklavenhalter zu beschaffen.

Als die Heiligen nach Utah zogen, gab es sowohl freie als auch versklavte schwarze Mitglieder der Kirche. Green Flake, Hark Lay und Oscar Crosby, die zum Vortrupp der Pioniere von 1847 gehörten, waren zur damaligen Zeit Sklaven von Mormonenfamilien. 1852 diskutierten Führer der Kirche, die dem Parlament Utahs angehörten, was mit den schwarzen Sklaven im Territorium Utah zu tun sei. Brigham Young und Orson Spencer sprachen sich für die Legalisierung und Regulierung der Sklaverei aus. Es sollte zwar erlaubt sein, die versklavten Männer und Frauen ins Territorium zu bringen, aber die Versklavung ihrer Nachkommen sollte verboten werden. Außerdem sollte man nicht ohne ihre Zustimmung mit ihnen wegziehen dürfen. Diese Herangehensweise sollte im Laufe der Zeit unweigerlich zu einem Ende der Sklaverei im Territorium Utah führen. Apostel Orson Pratt hielt eine leidenschaftliche Rede gegen jedwede Form der Sklaverei: „Den Afrikaner zu binden, weil er eine andere Farbe hat als wir“, sagte er, „reicht aus, um den Engeln im Himmel die Schamröte ins Gesicht zu treiben.“ Young und Spencer konnten ihren Standpunkt durchsetzen. Das Parlament genehmigte eine Form der Versklavung Schwarzer, bei der eine menschliche Behandlung und Zugang zu Bildung gefordert wurden.

In den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts gab es etwa 100 schwarze Sklaven in Utah.9 1861 brach über die Frage der Sklaverei der Bürgerkrieg in den Vereinigten Staaten aus, genau wie Joseph Smith es prophezeit hatte. Am 19. Juni 1862 beendete der Kongress der Vereinigten Staaten die Sklaverei in den Gebieten der USA, darunter auch in Utah. Ein Jahr später unterschrieb US-Präsident Abraham Lincoln die Emanzipationsproklamation, in der verkündet wurde, dass die US-Regierung die Sklaverei in den aufrührerischen Südstaaten nicht länger duldete. Nach dem Krieg wurde die Sklaverei durch einen Verfassungszusatz überall in den Vereinigten Staaten verboten.